Home

In den Medien: Ziel: Am Mainstream vorbei (Saarbrückener Zeitung vom 25. April 2003)

Freitag, 25. April 2003 | Autor:

Den „schwarzen“ Berliner Radiosender JAM FM zieht es nach Saarbrücken – Regionalstudio wird heute eröffnet – Große Party im N8Werk

 

Saarbrücken/Berlin. „Es ist drei nach elf, Saarbrücken meldet sieben Grad.“ Jörg Wachsmuth schickt aus dem kleinen Studio in einem eher unscheinbaren Bürogebäude im Berliner Stadtteil Lankwitz „relaxten Sound aus R&B, gemischt mit aktuellen Sounds und Klassikern der Black Music“ über den Äther, versorgt die Radiohörer, auch im fernen Saarland, mit Neuigkeiten über die Künstler und deren Konzerte. Seit neun Jahren arbeitet Wachsmuth nun schon als Radio-Moderator. Sein erklärtes Spezialgebiet: schwarze Musik. Der 32-Jährige gehört zu den Männern der ersten Stunde bei JAM FM, „Deutschlands erstem und bisher einzigem Sender für Black Musik“.

Zwei Türen weiter, gleich neben dem Archiv, dem „Heiligtum“ des Senders, wo knapp 10000 CDs mit mehr als 123000 Titeln stehen, hat Matthias Bimmermann, einer der beiden Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Skyline Medien GmbH, sein Büro. Das aber nicht mehr lange: Den 39-Jährigen zieht es von der Spree an die Saar. Heute eröffnet der Sender sein Regionalstudio in Saarbrücken – das erste bundesweit. Kein Wunder also, dass Bimmermann den Vorstoß an die Saar zur Chefsache erklärt und künftig die Geschicke des Senders fernab der Bundeshauptstadt vor Ort selbst in die Hände nehmen wird. Dass die Wahl dabei ausgerechnet auf das Saarland fiel, ist kein Zufall: „Dort wird seit Jahren von zahlreichen Leuten für die Medienlandschaft unglaublich viel getan.“ Der 39-Jährige, der sich mit Frank Nordmann die Geschäftsführer-Aufgaben teilt, hat vor dem Start in Saarbrücken „ein Gefühl wie am ersten Tag“. Und der liegt inzwischen einige Jahre zurück. Am 15. Januar 1994, einem Samstag, war JAM FM zum ersten Mal zu hören – auch im Saarland. „Angefangen haben wir mit zehn Leuten in einem ehemaligen Bauernhof.“ Seit 1998 wird mit inzwischen 35 Mitarbeitern und fünf Praktikanten aus dem Studio in Lankwitz gesendet.

„Radio machen“, sagt Bimmermann, der Anfang der 90er Jahre zusammen mit einem Freund „ins Geschäft“ einstieg, „ist wie ein Virus. Den hast du einfach im Blut.“ Wie der „absolute Freak“ Frank Nordmann, lebe auch er für die Musik, berichtet der 39-Jährige. Vom so genannten Mainstream aber wollen die JAM-FM-Macher nichts wissen. „Wir haben ein Spezial-Programm und dabei zwischen zehn und 15 musikalische Hauptgruppen wie Soul, Funk, HipHop oder R&B. Das Signal ist ganz klar: Wenn wir mehr auf die Quantität setzen, dann haben wir keine wirkliche Basis mehr. Also gehen wir über die Qualität.“ Und so seien gerade die vielen Spezial-Sendungen, bei denen unter anderem Jazz oder Gospel im Vordergrund stünden, die „eigentliche Seele des Programms“.

Die JAM-FM-Leute wissen, was ankommt. „Mit einem Altersschnitt unserer Mitarbeiter von 27 Jahren gehören wir zu den jüngsten Sendern im Land“, sagt der Geschäftsführer. Dennoch haben die Radiomacher längst nicht nur die Jugend im Visier. „Bei uns ist jeder willkommen. In unserem Sender geht es einzig und allein um Lebensphilosophie und die Einstellung der Menschen.“

Als Konzert-Veranstalter aktiv

Im Saarland selbst, wo JAM FM derzeit über die Saarbrücker Antennenfrequenz 99,6 MHz sowie die UKW-Frequenzen 92,6 MHz in Merzig und Mettlach und 94,6 MHz in Neunkirchen und über Kabel zu empfangen ist, hat der Sender künftig einiges vor. „Wir werden daran arbeiten, hochwertige und talentierte DJs, Hip-Hopper und Soul-Acts an die Saar zu bringen. Außerdem wollen wir Saarbrücken den Ruf als populären Konzert-Standort zurückgeben.“ Starten will JAM FM an der Saar mit fünf Mitarbeitern. „Alles neue Leute.“ Mittelfristig werden es zwischen 20 und 25 sein. Und die sollen neben der Musik auch viel Wissenswertes unters Volk bringen. Schließlich soll auch der Bereich aktuelle Meldungen aus der Region nicht zu kurz kommen. Dennoch, betont der 39-Jährige, wolle JAM FM im Saarland für niemanden Konkurrenz sein: „Wir sind aber auch keine Anfänger und wissen sehr wohl, was wir tun.“ Der Erfolg des Senders gibt ihm Recht. Die Zahl der Hörer steigt stetig. Und auch die Veranstaltungen, die JAM FM organisiert, kommen gut an. 2002 besuchten rund 1,6 Millionen Menschen die bundesweit knapp 240 Events. Da liegt es fast auf der Hand, dass auch die Eröffnung des Studios in Saarbrücken (Berliner Promenade) gebührend gefeiert wird. Ab 23 Uhr, verspricht Bimmermann, sollen am heutigen Freitag im Saarbrücker N8Werk alle Fans der schwarzen Musik auf ihre Kosten kommen. Ab der kommenden Woche wird die „Young Culture“ dann montags bis freitags zwischen 14 und 18 Uhr aus dem neuen Regionalstudio versorgt. Die Erwartungen sind groß – auch bei den Machern selbst. Bimmermann: „Wir alle freuen uns einfach aufs Saarland, aufs Volk, auf unsere HipHop-Jünger.“ Martin Ruf

Bildunterschrift zu einem Foto mit Missy Elliott: Schwarzes Stimm-Wunder US-Sängerin Missy Elliott ist momentan eine der angesagtesten schwarzen HipHop-Stars. Die (junge) Fan-Gemeinde der „black music“ kann sich ab Montag auf ein tägliches Radio-Programm freuen. Der Sender kommt ins Saarland. Ob er für die ansässigen Sender und deren junge Wellen zur Konkurrenz wird? Die Macher jedenfalls meinen: „Wir alle freuen uns einfach aufs Saarland, aufs Volk, auf unsere HipHop-Jünger.“ Foto: Reuters

Der Artikel ist am 25. April 2003 in der Saarbrückener Zeitung und auf Saarland Online erschienen (Link:SZ-SB.de)

 

Tags » , «

Trackback: Trackback-URL | Feed zum Beitrag: RSS 2.0
Thema: Über uns, Presse

Diesen Beitrag kommentieren.